Dienstag, 24. Juli 2012

[Spielbericht] Das Geheimnis des Schwarzwaldhofs

Wieder ein sehr ausführlicher Spielbericht. Diesmal über das Call of Cthulhu Szenario "Das Geheimnis des Schwarzwaldhofs" aus dem Spielleiterhandbuch (2. und 3. Edition).

Das Szenario sollte auf keinen Fall mit "Nachts im Schwarzwald" verwechselt werden, einem Szenario aus dem 1. Edition SL Handbuch! Beide sind extrem unterschiedlich, und wo "Nachts im Schwarzwald" sehr viel railroaded, folgt "Das Geheimnis des Schwarzwaldhofs" mehr dem Sandkasten-Prinzip. Das war auch ganz gut so, denn meine Spieler/innen haben ziemlich viele Dinge getan, die ich nicht eingeplant hatte...





Spieler: Es nahmen 3 Spieler teil – alle drei erfahrene Rollenspieler, zwei von ihnen aber noch relativ neu bei Cthulhu.

Dauer: 5,5 Stunden

Charaktere:
Zwei der Charaktere hatten bereits „Den Gaukler von Jusa“ durchlebt (siehe hier). Der dritte Charakter wurde kurz vor diesem Abenteuer erstellt.

Gottfried Krämer: 46 Jahre alt, Katholischer Priester, Lehrender am Priesterseminar in Tübingen. Gottfried hatte nach den Ereignissen des „Gauklers“ ein Jahr frei genommen, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen – was ihm auch sehr gut gelungen ist.

Lieselotte Bosler: (geb. Krämer), 36 Jahre alt, Gottfrieds jüngere Schwester. Sie wurde von den Ereignissen des „Gauklers“ extrem mitgenommen, und auch die Jahre darauf brachten ihr kein Glück: in der Zwischenzeit war ihr Mann gestorben, so dass sie mit der Apotheke alleine dastand. Um die Ereignisse von '24 zu verdrängen, warf sie sich in die Arbeit und schaffte es so, ihrer Tochter Annamaria den Besuch eines Mädcheninternats nahe München zu ermöglichen.

Conrad Johannes Marx: 32 Jahre, Fotojournalist der Münchner Neusten Nachrichten. Diente im Krieg an der Westfront, und traf Gottfried sowie Hans Wieland dort im Lazarett. Conrad ist ein moderner junger Mann, der bisher keinerlei Erfahrungen mit dem Mythos gemacht hatte.

Setting: Das Abenteuer begann am 20. August 1928. Knapp 4 ½ Jahre nachdem „Der Gaukler von Jusa“ endete.

Musik:
Erdenstern – Into the Green (für die Wanderungen im Wald)
Erdenstern – Into the Dark
Musica Chtulhiana – The Forth
Isaac Shepard - Swept Away (für den Besuch in Reichenbach)


Ablauf

Treffen der Charaktere & Fahrt zum Hof:

Die Charaktere trafen sich im 2. Klasse Abteil im Zug nach Freiburg. Lieselotte (jetzt ja Witwe) fand Conrad auf Anhieb sympathisch. Außerdem stellte sich heraus, dass Lieselotte ein großer Fan von Wieland's Buch „Die Liebe meines Lebens“ war; Gottfried zwar maßgeblich daran beteiligt war, Wieland zum schreiben zu bringen, dessen Bücher aber nur aus den begeisterten Erzählungen der Schwester kannte; und Conrad lediglich Rezensionen über Wielands Bücher gelesen hatte.

Der Zug kam mit etwas Verspätung am Bahnhof in Freiburg an. Hans erwartete die Charaktere natürlich nicht. Allerdings beschloss man dennoch erst einmal eine Zigarette zu rauchen und abzuwarten – evtl hatte Hans ja auch nur Verspätung.

So kam es, dass die Gruppe erst gegen 19 Uhr einen Taxifahrer dazu überredete, sie zum Hof zu fahren. Eine Wegbeschreibung hatten sie schließlich, und in der Gruppe machten sich erste Sorgen um Hans breit.

Auf dem Weg zum Hof bemerkte Gottfried zwar das Wegkreuz, beachtete es aber nicht weiter, da er durch das kontinuierlichen Flirten von seiner Schwester und Conrad abgelenkt wurde. :-)

Gegen 11 Uhr abends erreichte die Gruppe dann endlich den Schwarzwaldhof.

Die erste Nacht im Schwarzwaldhof:

Einmal angekommen lief alles so ab wie im Abenteuer vorgesehen.

Bei der Verteilung der Zimmer legte Lieselotte allerdings großen Wert darauf eines zu nehmen, in dem sich kein Spiegel befand (ein Überbleibsel aus dem „Gaukler“-Abenteuer).

Beim Abendessen verwunderte es keinen, dass Hans kurz angebunden war. Immerhin war er augenscheinlich krank, und es ging bereits auf Mitternacht zu als man sich todmüde zu Bett begab.

Aber schon in der folgenden ersten Nacht zeigte sich, dass meine Gruppe dem Idealablauf des Abenteuers wohl nicht folgen würde...

Alle gingen auf Grund der Hitze bei geöffneten Balkontüren schlafen und daher bemerkten auch alle die Wildschweine. Gottfried war sogar noch wach, da er „noch etwas in der Bibel schmökerte“. Lieselotte sah auch den Lichtpunkt am Waldrand und erkannte ihn richtig als brennende Zigarette - woraufhin sie die Balkontür schloss, und sicherheitshalber alle Fensterläden auch. Dann verkroch sie sich ins Bett und betete, dass niemand einsteigen würde.
Gottfried und Conrad nahmen die Wildschweine zur Kenntnis, gingen dann aber auch einfach wieder ins Bett.

Später in der Nacht wurde Conrad noch einmal durch lautes Klappern in der Küche geweckt, da das von ihm gewählte Zimmer direkt über der Küche lag. Ich wollte der Spielerin die Chance geben, doch noch den irren Hans-Klon kennenzulernen – aber: Nichts. Conrad grummelte, drehte sich um und schlief entschlossen weiter...

Der nächste Morgen:

Während Conrad zuerst einmal seine morgendliche Zigarette auf dem Balkon rauchte, dabei den Horch entdeckte und die durchwühlte Wiese bestaunte, führte Gottfried's erster Gang zum Klohäuschen. Auf kurze Nachfrage bestätigte der Spieler, dass Gottfried mindestens 20 Minuten dort beschäftigt sei – ich nutzte also diese erste glorreiche Gelegenheit um den Priester noch auf dem Klo gegen seinen Klon auszutauschen.

Währenddessen holte Conrad Wasser aus der Küche, machte sich frisch, durchsuchte die Vorratskammer, fand den kläglichen Rest Kaffee und beschloss, dass ein Einkauf in Reichenbach dringend Not tat.

Endlich wachte auch Lieselotte auf. Auch ihr erster Weg führte auf den Balkon. Sie bemerkte die durchwühlte Wiese und ging hinab um sich die Sache näher anzusehen. Sie trommelte kurz an die noch immer verschlossene Klohäuschentür und begab sich dann auf die Suche nach Spuren an der Stelle wo sie in der Nacht zuvor die Zigarette glühen sah. Tatsächlich fand sie dort auch einen zertretenen Stummel.

Der neu geklonte Gottfried (nennen wir ihn ab hier: „Klon-Gottfried“) kam kurz dazu, ging dann aber rasch wieder ins Haus um den Rest seiner Morgentoilette zu erledigen. Er übernahm in der Folge auch das Frisieren seiner Schwester, da sich Lieselotte strikt weigerte in einen Spiegel zu schauen...

Zum eigentlichen Frühstück kam dann auch Hans dazu. Seine Blässe viel erneut auf, und die Gruppe begann sich ernstlich Sorgen um den Freund zu machen. Insbesondere Halstuch und dicker Pullover deuteten für sie auf eine verschleppte Erkältung hin. Lieselotte schlug ihm prompt einige „großartig wirkende“ Mittelchen vor, und auch Klon-Gottfried hielt mit altklugen Tipps nicht hinterm Berge (mehr Sport treiben, mehr an die frische Luft gehen, etc...). Im folgenden verwickelte Lieselotte Hans in ein Gespräch über seinen letzten Roman (ihr Lieblingsbuch), das so weit führte, dass sie ihr eigenes Exemplar herausholte und ihn um ein Autogramm bat. Während dieses Gesprächs bemerkten Conrad und Klon-Gottfried erste Erinnerungslücken bei Hans. Conrad schob dies auf die offensichtliche Krankheit von Hans. Klon-Gottfried brachte das Gespräch aber auf die Zeit im Lazarett und bemerkte auch hier Erinnerungslücken bei Hans.

Nach dem frühen Frühstück beschloss die Gruppe zunächst einmal zum Einkaufen nach Reichenbach zu gehen. Eine Wegbeschreibung von Hans war schnell eingeholt. Dann begab sich Klon-Gottfried noch einmal in sein Zimmer um seine Wanderausrüstung anzulegen: Wanderhose, festes Schuhwerk, der extra mitgebrachte Wanderstab... Gottfried erwies sich hier als eingefleischter Wanderer. Währenddessen schmierte Lieselotte ein paar Butterbrote für unterwegs und Conrad versuchte verzweifelt Hans zum mitkommen zu bewegen: „Aber etwas frische Luft wird dir bestimmt gut tun.“ -“Ich muss heute noch unbedingt den Vorentwurf für Kapitel drei fertig bekommen.“ - „Aber morgen dann?!“ - „Naja... vielleicht...“

Die Wanderung im Wald machte allen viel Spaß – so viel Spaß, dass sie auf nichts anderes achteten als auf die Bäume: sie bemerkten weder die Hirsche, noch den schleichenden Förster, noch den irren Klon von Hans. Mit drei völlig verpatzten Proben sahen sie nicht einmal irgendwelche Tiere...

Die wirkliche erste Aufregung kam demnach als sie auf den Steinbruch stießen.
Conrad und Klon-Gottfried gingen vor und baten Lieselotte etwas zurück zu bleiben – was diese natürlich nicht tat (weshalb ich die Chance auf eine Entführung leider nicht nutzen konnte ohne die anderen Beiden extrem misstrauisch zu machen). Die Herren versuchten dennoch verzweifelt den Anschein von Normalität ihr gegenüber zu wahren:

Lieselotte: „Was ist denn da unten?"
Klon-Gottfried: "Nichts beunruhigendes, Lieselotte!"


Obwohl sich Conrad den Haufen Kadaver näher anschaute, bemerkte er die Höhle nicht. Gottfried musste währenddessen auf den Schreck erst einmal eine Zigarre rauchen – vorsichtig, mit einem Taschenaschenbecher, damit er keinen Waldbrand auslöste...

In Reichenbach:

Gegen Mittag erreichten die Wanderer dann Reichenbach, und beschlossen als erstes im Gasthaus einzukehren – ohne dass ich in der Hinsicht irgendwelche Andeutungen hätte machen müssen.
Dort bestellte man zunächst Essen (mit Knödeln statt mit Kartoffelsalat), und lernte anschließend den Priester Zeisig und den Tierarzt Zeifle kennen, die ebenfalls zu Mittag aßen. Conrad sprach Zeifle sofort auf die Tierkadaver im Steinbruch an, und der Tierarzt erklärte sich auch sofort bereit sich die Sache später anzuschauen. Im Gespräch mit den Beiden erfuhren die Charaktere ihre ersten Hintergrund-Informationen über den Hof, das Kloster, und die Weinheimers.
Conrad verabredete sich mit dem Arzt, und dann begab man sich erst einmal einkaufen. Bei der Gelegenheit sprachen sie auch mit allen anderen Kontakten in Reichenbach, und hatten so relativ schnell alle erhaltbaren Informationen bekommen.

Eine besonders schöne Szene ergab sich im Kramladen, als Lieselotte erfuhr dass er von einer Witwe geleitet wurde: Da sie ja wusste, dass man es als Witwe nicht leicht hat, beschloss sie etwas zu helfen und den Umsatz zu steigern. Sie kratzte ihr letztes Geld zusammen und kaufte dafür einen Schokoriegel.

Dann beschloss die Gruppe sich aufzuteilen: während Conrad mit dem Arzt zum Steinbruch zurück gehen würde, wollten die anderen Beiden sich und die Einkäufe lieber zum Hof zurück fahren lassen. Tatsächlich fanden sie relativ schnell einen Bauern, der sie mit dem Fuhrwerk ein Stück des Weges mitnahm. Das letzte Stückchen mussten sie zwar immer noch laufen, aber dies bot ihnen die Gelegenheit sich das Wegkreuz genauer anzuschauen. Tatsächlich sprachen auch beide Charaktere Latein, so dass sie die Inschrift ohne Probleme entschlüsselten.

Währenddessen begab sich Conrad mit dem Tierarzt zum Steinbruch, wo der Arzt die Todesursache relativ schnell feststellte. Bei der Gelegenheit entdeckte Conrad dann auch die Höhle, ging aber – mangels Laterne – nicht hinein. Statt dessen machte er noch einen Termin mit dem Arzt ab, der am nächsten Nachmittag zum Schwarzwaldhof kommen wollte, um sich Hans einmal anzuschauen. So weit sollte es dann aber gar nicht mehr kommen.
Nachdem er sich verabschiedet hatte, machte sich Conrad alleine auf den Weg durch den Wald – eine ideale Gelegenheit, die ich nutzte um auch ihn gegen seinen Klon auszutauschen!

Zurück beim Schwarzwaldhof:

Klon-Gottfried und Lieselotte hatten währenddessen den Hof noch bei Tageslicht erreicht, da sie durch die Droschke viel Zeit gespart hatten. So wurden sie Zeugen der Invasion von Kaninchen. Neugierig geworden untersuchten sie die Wiese genauer und fanden tatsächlich dünne graue Fäden, die die Erde durchzogen. Ein Wurf auf Biologie ließ Lieselotte dann auch auf irgendeine Art von Pilz tippen.
Sie brachten die Einkäufe ins Haus und gingen dann ihren Geschäften nach, ohne auch nur einmal nach Hans zu schauen...

Lieselotte schaute die im Haus liegenden Bücher durch, fand auch ein Buch über einheimische Pflanzen, allerdings keinerlei Hinweise auf den „Pilz“. Währenddessen fand Klon-Gottfried den bebilderten „Moby Dick“ und begann – an seine Jugendzeit erinnert – eine begeisterte Lektüre. Lieselotte aber, inzwischen übermäßig nervös, lies ihm keine Ruhe und zog ihn in ihre Suche nach dem Keller mit hinein. Paranoid wie sie war, hinterließ sie für Conrad einen Zettel: „Sind im Keller“, bevor beide Charaktere hinabstiegen.

Im Keller fand Klon-Gottfried dann auch die graue Substanz, nachdem er sich zunächst am Wein gütlich getan hatte. Er prökelte etwas mit einem Kuhfuß aus der Werkstatt darin herum, kam aber nicht wirklich gut heran. Währenddessen fand Lieselotte im anderen Raum die lose Bodenplatte, und da man ja nun schon mal da war, wollte Klon-Gottfried die auch gleich mal aufstemmen – gegen die immer stärker werdenden Ängste der Schwester.

An dieser Stelle wurde es für mich etwas eng. Sollten sie tatsächlich hinabsteigen, müsste ich den ersten finalen Showdown zünden, und ich hätte Conrad schon gerne dabei gehabt. Auch hatten die Charaktere weder den verkrüppelten Klon, noch den irren Hans oder den Förster getroffen...

Erstes Problem ließ sich relativ einfach lösen: Ich bestimmte, dass Klon-Conrad inzwischen den Hof wieder erreicht hatte und spielte kurz mit der entsprechenden Spielerin weiter – was die anderen Beiden auch nicht übel nahmen, schließlich hatte die Spielerin geraume Zeit ausgesetzt. Klon-Conrad bemerkte die Rehe, und auch er untersuchte daraufhin den Boden und fand die graue Substanz darin. Er ging ins haus, fand den Zettel von Lieselotte und machte sich direkt auf in den Keller. Gerade als er die Falltür fand, dröhnte ein lautes Krachen herauf (die umgefallene Steinplatte, die Gottfried aufgehebelt hatte). Klon-Conrad stürmte hinunter. Die Gruppe traf sich im Raum mit der Steinplatte und leuchtete in das freigelegte Loch hinab.

Hier kam es jetzt zur ersten großen Diskussion darüber, was zu tun sei. Lieselotte weigerte sich schlicht hinabzuklettern, und auch Klon-Gottfried fühlte, dass würde zu weit gehen. Klon-Conrad hingegen wollte unbedingt schauen wohin der Gang führte. Ich saß wie auf heißen Kohlen. Schließlich holte Klon-Conrad noch eine zweite Laterne von oben, nahm bei der Gelegenheit auch seine Kamera mit („Vielleicht gibt es da unten was, das eine Story wert ist!“) und holte auch noch seinen Revolver aus dem Koffer... Dann ging er entschlossen zurück in den Keller und machte sich auf, in das Loch zu klettern.

An dieser Stelle war klar, dass ich den „Endkampf“ doch auslösen musste. Ich wartete also, bis Klon-Conrad im unterirdischen Gang verschwunden war. Dann tauchten Hans und Hr. Karl auf (letzterer mit einem Gewehr bewaffnet) und schnitten Lieselotte und Klon-Gottfried den Weg aus dem Keller heraus ab. Karl griff Klon-Gottfried mit dem Gewehrkolben an während sich Hans auf Lieselotte warf, sie zu Boden riss und versuchte, sie in das Loch Richtung Samen zu zerren. Es kam zu einer lauten Rangelei, die Klon-Conrad unten im Gang zwar hören konnte, in die er aber nicht eingreifen konnte. Statt dessen konfrontierte ich ihn mit dem irren Hans-Klon, den Klon-Conrad im Halbdunkel des Gangs zunächst nur als zotteliges, kreischendes Wesen wahrnahm. Während Karl und Klon-Gottfried weiter rangen, erschoss Klon-Conrad den irren Hans-Klon, und Hans zerrte Lieselotte durch das Loch im Boden. Beide fielen hinter Klon-Conrad zu Boden, der herumwirbelte und das Feuer auf Hans eröffnete. Klon-Gottfried schaffte es den Gewehrkolben von Hr. Karl zu fangen, als dieser nach ihm schlug. Beherzt zog er den Abzug und jagte dem Förster eine Ladung Schrot in den Bauch.

Es kehrte Totenstille ein.

Nach dem ersten Finalkampf:

An dieser Stelle waren meine Spieler überrascht (war das jetzt schon der Endkampf?). Sie gingen dann aber, wie sonst auch, an das Aufräumen nach dem Finale – bzw. „Was tun wir jetzt mit den Leichen?“

Sie zerrten den irren Hans und Hans selber zurück hoch in den Keller, legten die Steinplatte wieder auf den Durchgang und stellten zur Sicherheit ein paar schwere Dinge drauf. Dann untersuchten sie die drei Klone;  Hans lebte tatsächlich noch. Lieselotte verband notdürftig seine Schusswunde, und bemerkte dabei das graue Fleisch und die fehlende Narbe am Hals. Auch das heraus laufende Blut war gräulich und dickflüssiger, als es hätte sein sollen... Ihr wurde extrem mulmig, und sie stach sich selber mit einer Nadel in den Finger, um ihr eigenes Blut anzuschauen – aber nein, sie blutete perfekt in rot (warum auch nicht, sie war ja nicht geklont worden). Dann untersuchten sie den irren Hans und erkannten in ihm auch tatsächlich Hans – eine Suche nach der Halsnarbe blieb aber auch hier erfolglos. Jetzt machte sich Sorge um den echten Hans breit, und die Spieler fühlten, sie müssten ihn noch finden. Also fesselten sie die drei Klone im Keller (auch die Toten!) und stiegen zurück hoch in den Hof. Sie blockierten die Kellertür und machten sich auf den Weg zu Hans' Zimmer.

Bei der folgenden Durchsuchung fanden sie dann den Krüppelklon unter dem Bett. Lieselotte, schwankend zwischen Mitleid und Entsetzen, lockte ihn heraus. Geschickt schaffte es der Krüppelklon, Lieselotte (die einzige noch nicht geklonte) zur Zimmertür hinaus zu steuern, wo er sie dann ansprang und die Treppe hinab zerrte (Richtung Samen). Die beiden Männer standen zunächst starr vor Schreck, folgten dann und schafften es den Klon zu erschießen, bevor er mit Lieselotte das Haus verlassen konnte.

Da Hans bereits tot war, konnte den SCs niemand die Geschichte vom Kriegsversehrten Zwillingsbruder erzählen, und ich wollte nicht, dass die SCs sich mit dem verängstigten Krüppelklon belasteten. Daher ließ ich ihn aggressiver agieren, als im Abenteuer vorgesehen.

Die Szene erfüllte auch so noch den Zweck, dass es den Charakteren nun ehrlich unheimlich wurde, und sie in jedem Zimmer und in jedem Schrank weitere „Hänse“ erwarteten. So durchsuchten sie das gesamte Haus (einschließlich verstaubtem Dachboden), versammelten sich dann, mit Schusswaffen und Messern bewaffnet, in der Küche und warteten auf den Sonnenaufgang.

Der nächste Morgen (Tag 2):

Zwar waren am Morgen wieder die Kaninchen da, aber die SCs wollten sich dennoch den Wagen von Hans anschauen. Da die Kaninchen keine Anstalten machten die Klone unter den SCs anzugreifen, untersuchten die Charaktere den Wagen. Dank misslungener Proben auf mechanische Reparaturen, konnten sie ihn nicht in Gang setzten, und beschlossen statt dessen über den Waldweg direkt nach Reichenbach zu laufen. Am Steinbruch machten sie einen Abstecher zum Forsthaus (in der Hoffnung, Hans dort eingesperrt zu finden), das sie aber leer vorfanden. Sie nahmen noch die beiden Gewehre und extra Munition mit, und machten sich wieder auf den Weg.

Wieder am Steinbruch, konnte Klon-Conrad seine Neugier nicht mehr zurückhalten und wollte unbedingt noch eben in die Höhle schauen. Widerwillig folgten ihm die anderen beiden hinein – die Waffen im Anschlag.

In der Höhle des Samens:

Und so kamen sie dann doch noch zum Samen des Engels und der echte Showdown konnte beginnen. Klon-Conrad blieb zunächst weit weg vom Samen stehen – aus Angst vor Pilzsporen in der Luft. Klon-Gottfried aber sah das alte Buch und driftete sofort dorthin. Lieselotte, die sich an seinen Arm klammerte, folgte notgedrungen, und auch Klon-Conrad linste neugierig über Klon-Gottfrieds Schulter.

Während die Männer mit dem Buch beschäftigt waren, sah sich Lieselotte genauer um und entdeckte ihren eigenen Bruder im dem Gallertesack des Samens!

Danach ging es Schlag auf Schlag:
Die Männer wurden ebenfalls aufmerksam, und während Klon-Gottfried schlicht verleugnete, dass das da drin er war, verpatzte Conrad's Spielerin ihre Stabilitätsprobe und Klon-Conrad verfiel dem Wahnsinn und seinen Halluzinationen. Plötzlich sah er den Pilz über alles wachsen, auch seine Gefährten. Und so begann er in Panik wild um sich zu schießen. Klon-Gottfried ging hinter dem Pult in Deckung, Lieselotte war weniger glücklich. Eine Kugel traf sie schmerzhaft am Bein, und sie ging zu Boden. Als seien Waffe leer geschossen war, schlug Klon-Conrad weiter wild um sich, bis ihn Klon-Gottfried vorerst erlöste und ihn von hinten k.o. schlug.

Dann wurde zunächst Lieselotte's Bein verbunden, bevor man sich wieder dem Samen widmete.

Klon-Gottfried untersuchte den Sack mit den Charakteren darin sehr ausgiebig – er wollte unbedingt beweisen, dass er selber der echte Gottfried war, war aber auch zu ängstlich, um den Sack aufzuschneiden und nachzuschauen. Lieselotte beobachtete ihren „Bruder“ währenddessen stillschweigend und ihr Misstrauen wuchs stetig. Schließlich untersuchte Klon-Gottfried den noch immer bewusstlosen Klon-Conrad, fand aber natürlich keine Schulternarbe bei ihm.
In diesem Moment äußerte sich Conrads-Spielerin mit einem denkwürdigen Satz: „Erschieß mich.“

Klon-Gottfried beschloss dann doch, den Sack aufzuschneiden, legte aber vorher die gesammelten Gewehre in Griffweite. Dann holte er Hans und Conrad aus dem Sack heraus, beließ sein eigenes Original aber wohlweislich darin.

Ich hatte bisher von der Rückkehr der Erinnerungen abgesehen, da sich mir bei den überschlagenden Ereignissen kaum Gelegenheit gab, etwas einzuwerfen, und Klon-Gottfried seine verleugnende Haltung beeindruckend gut ausspielte. Dennoch wurde es jetzt höchste Zeit.

Während also Lieselotte Conrad beatmete wachte Klon-Conrad aus der Bewusstlosigkeit auf. Er sah sein eigenes Original klar vor sich und damit kehrte dann seine Erinnerung zurück. Mit dem eigenen Schicksal konfrontiert, sprang er auf, stürzte sich auf eines der Gewehre und schoss sich selbst das Gesicht weg!

Der Schock bei den Anderen saß tief, und erlaubte Klon-Gottfried durch seine Verleugnung zu brechen. So kehrte auch seine Erinnerung zurück. Die Tatsache, dass er vom Klo entführt worden war, führte noch später zu einigen lauten Lachern.

Klon-Conrad's Tod riss aber auch Lieselotte aus ihrer Starre und mit einem „Möge Gott meiner Seele gnädig sein“, legte sie an und schoss dem Klon ihres Bruders zwei Ladungen Schrot in den Körper.

Dann schleppte sie mit letzte Kraft Conrad, Gottfried und das Buch aus der Höhle, setzte sich im Steinbruch hin und weinte, bis die beiden Anderen schließlich aufwachten.

Nachwehen:

Die beiden Männer gingen dann noch einmal zurück in die Höhle, sahen ihre eigenen Leichen dort liegen und brannten alles nieder. Um dem Ganzen ein passendes dramatisches Ende zu geben, ließ ich auch den Hof in Flammen aufgehen. Während sie dem Brand zuschauten, berichtete Lieselotte den beiden Männern von allem, was sie verpasst hatten (in Gottfrieds Fall die gesamte Geschichte).

Dann machten sie sich auf den Weg nach Reichenbach – Lieselottes Bein musste dringend von einem Arzt angeschaut werden.

Tatsächlich hatten sie Glück, und der Arzt war noch nicht zum Hof aufgebrochen. Die Gruppe erzählte dann im Ort, Hans hätte auf Lieselotte geschossen (Hans und Conrad's Revolver war in der Höhle zurückgeblieben). Im Gerangel sei dann eine Lampe umgefallen, und hätte den Hof in Brand gesteckt. Eine durchaus glaubhafte Geschichte.

Die SCs mieteten sich noch für eine Nacht in dem Fremdenzimmern des Gasthofs ein, besorgten sich billige Ersatzklamotten im Kramladen und reisten dann am nächsten Morgen so schnell wie möglich ab.

Den Entzug habe ich dann nur noch am Rande erwähnt, als etwas, dass noch folgt, aber für das Abenteuer selber hatte er keinerlei Auswirkungen mehr.

Ganz zum Schluss, beschloss Gottfried noch, das Buch an den Vatikan zu liefern. Obwohl die anderen Beiden es am liebsten verbrennen wollten, konnte sich der Priester dazu doch nicht durchringen.

Abschließende Bemerkungen:

Da meine Spieler sehr schnell sehr vorsichtig reagieren, habe ich darauf verzichtet, Hans mit dem Kugelbauch auszustatten. Im Nachhinein, hätte es aber wahrscheinlich kaum etwas am Ablauf der Geschichte geändert.

Das gräuliche Blut war improvisiert. Da meine Spieler direkt wissen wollten, welche Farbe denn das Blut hätte, und ob es irgendwie seltsam riecht, beschloss ich kurzerhand, dass es gräulich, etwas dickflüssig ist und leicht pilzig riecht. Es machte für mich wenig Sinn, warum das Fleisch grau sein, aber das Blut rot sein sollte...

Die Tatsache, dass die Charaktere auf die Werte vom Zeitpunkt ihrer Entführung zurück gesetzt wurden, kam bei den beiden betroffenen Spielern gut an (insbesondere die dadurch zurück gewonnen Stabilitätspunkte waren ein echtes Plus). In der Folge hatte also nur Lieselotte das Abenteuer komplett durchlebt, was sich auch in ihrer geistigen Gesundheit niederschlug.

Alles in Allem war ich überrascht wie wenig meiner Gruppe dem Idealablauf folgte. Dennoch hatten alle sehr viel Spaß mit dem Abenteuer. Insbesondere der Effekt, selber das „Monster“ zu sein, war ihnen allen neu und kam daher sehr gut an.

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